Sorge um Menschen mit Behinderungen in der Ukraine

In der Ukraine leben rund 2,7 Millionen Menschen mit Behinderungen. Der Anwalt für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen, Dr. Hansjörg Hofer, ruft dazu auf, deren Bedarfe im Zuge der humanitären Hilfe zentral zu berücksichtigen, auch jene von Menschen, die geflüchtet sind. Auch der Österreichische Behindertenrat fordert einen priorisierten und barrierefreien Zugang zur Flucht sowie barrierefreie humanitäre Hilfe für Menschen mit Behinderungen in der Ukraine.
Dr. Hansjörg Hofer © Dr. Hansjörg Hofer

Dr. Hansjörg Hofer

Die zunehmenden Berichte über Angriffe auf die Zivilbevölkerung einschließlich ziviler und speziell auch medizinischer Einrichtungen und Krankenhäuser in der Ukraine bereiten Dr. Hansjörg Hofer große Sorge. Der Behindertenanwalt bemängelt, dass durch die russische Invasion und die nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen die Deckung der Grundbedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sowie die Arbeit sozialer Dienste und Einrichtungen im Bereich der Pflege und Betreuung behinderter Menschen massiv beeinträchtigt seien. Auch die Fluchtmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen seien Hofer zufolge oftmals stark begrenzt.

Bedarfe von Menschen mit Behinderungen zentral berücksichtigen

Der Behindertenanwalt  ruft dazu auf, dass im Zuge der humanitären Hilfe die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen zentral berücksichtigt werden. Gleichzeitig drückt er den sozialen und medizinischen Einrichtungen und deren Personal, weiterhin ihre wichtige Arbeit zur Unterstützung und Betreuung von Menschen mit Behinderungen vor Ort leisten, seinen Dank aus. Darüber hinaus müsse die adäquate Unterstützung geflüchteter Menschen mit Behinderungen in Österreich oder einem anderen Aufnahmeland gewährleistet sein.

„Meine Gedanken und die Gedanken meiner Mitarbeiter:innen sind bei der Zivilbevölkerung im Kriegsgebiet. Insbesondere hoffen wir alle inständig, dass Menschen mit Behinderungen nicht primäre Opfer dieses Angriffskriegs werden und ihre Bedarfe auf der Strecke bleiben.“
Behindertenanwalt Dr. Hansjörg Hofer

Menschen mit Behinderungen brauchen dringend Hilfe!

Der Österreichische Behindertenrat fordert einen priorisierten und barrierefreien Zugang zur Flucht und barrierefreie humanitäre Hilfe für Menschen mit Behinderungen in der Ukraine. Denn den meisten Menschen mit Behinderungen werde es nicht gleingen, ohne Unterstützung zu flüchten, so die Sorge des Präsidenten des Behindertenrats, Mag. Michael Svoboda.

Menschen mit Behinderungen seien oftmals in ihren eigenen vier Wänden gefangen. Eine Flucht wäre gefährlich, da sie auf viele Barrieren stoßen und ihre Kraft vielleicht nicht reichen würde. Doch auch das Bleiben sei für sie sehr riskant. Viele können bei Bombenangriffen keinen Schutz in Bunkern suchen, weil diese nicht barrierefrei seien. Darüber hinaus seien ihre Unterstützungsnetze, die Versorgung mit Medikamenten und Nahrungsmittel momentan nur sehr eingeschränkt oder gar nicht verfügbar. Bei Menschen mit Behinderungen, die in Institutionen leben, bestehe die Gefahr, dass sie dort schutzlos zurückgelassen werden. Einer großen Gefahr seien auch Frauen und Kinder mit Behinderungen ausgesetzt, den diese würden ein noch höheres Risiko tragen, Gewalt vor Ort oder auf der Flucht zu erleben. Außerdem seien sie Svoboda zufolge in der öffentlichen Wahrnehmung vollkommen unsichtbar.

„Wir sind tief betroffen von der lebensbedrohlichen Situation für Menschen mit Behinderungen in der Ukraine. Der Österreichische Behindertenrat setzt sich dafür ein, dass barrierefreie humanitäre Hilfe vor Ort geleistet wird und Menschen mit Behinderungen priorisiert evakuiert werden.“
Mag. Michael Svoboda, Präsident Österreichischer Behindertenrat