Entstehung und Entwicklung der MS-Gesellschaft Wien

Die MS-Gesellschaft Wien entstand 1961 aus einer Initiative engagierter Angehöriger von Menschen mit Multipler Sklerose (MS), die von Ärztinnen und Ärzten aus dem Wiener AKH unterstützt wurde. Als offizieller Gründungakt wird der Vertrag mit der Stadt Wien 1975 betrachtet, mit dem die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde begann und der Sozialdienst seine Tätigkeit aufnahm. Heute bietet die MS-Gesellschaft Wien ein umfassendes Angebot an Sozialberatung und Psychotherapie für Betroffene und Angehörige an.

1961-1975: Die Anfänge

Ein exaktes Datum für den Beginn der MS-Gesellschaft Wien anzugeben ist nicht leicht. In den ersten 27 Jahren ihres Bestehens (ab 1961) gab es nur die Österreichische MS-Gesellschaft, die landesweit für alle Klientinnen und Klienten zuständig war und ihren Sitz an der Universitätsklinik für Neurologie im AKH Wien hatte.

Seit dem Jahr 1975 wird die Sozialberatung und -betreuung der MS-Gesellschaft aufgrund eines Vertrages mit der Gemeinde Wien (heute der Fonds Soziales Wien / FSW) durch eine jährliche Subvention unterstützt. Diese Subvention bildet bis heute die wichtigste finanzielle Grundlage für die MS-spezifische Sozialberatung.

Selbsthilfegruppen und Clubs entstehen

1980 wurde der erste MS-Club gegründet. Dieser wurde seit Beginn ehrenamtlich vom Roten Kreuz mitbetreut. Zusätzlich entstanden in Wien verschiedene Selbsthilfegruppen, die alle von der MS-Gesellschaft Wien organisatorisch und finanziell unterstützt werden.

1981-2012: Unterstützung durch Zivildiener

Von 1981 bis 2012 betreute die MS-Gesellschaft schwer behinderte Menschen in Wien mit Zivildienern. Die Aufgaben der jungen Burschen waren Einkaufsdienste, Hilfstätigkeiten im Haushalt und Besuchsdienst. Dieses Modell verlor durch die Möglichkeit der persönlichen Assistenz und der 24-Stunden-Pflege immer mehr an Bedeutung, daher wurde das Angebot mit Jahresende 2012 eingestellt.

Gründung der Landesgesellschaften

Ende der 1980er Jahre, als es österreichweit zur Gründung von MS-Landesgesellschaften kam, wurde jener Teil der Aufgaben, der die Betreuung der Klientinnen und Klienten in Wien umfasste, von der Österreichischen MS-Gesellschaft an die 1988 gegründete MS-Gesellschaft Wien übertragen.

1991: Gründung der MS-Forschungsgesellschaft

Um dem Forschungsauftrag laut Statuten gerecht zu werden, gründete der Vorstand der MS-Gesellschaft Wien im Jahr 1991 eine Forschungsgesellschaft (Multiple Sklerose Forschungsgesellschaft), die seither Forschungsprojekte zur Multiplen Sklerose in ganz Österreich unterstützt.

Meilenstein Psychotherapie

Seit 1993 ergänzt die kostenlose psychologische Beratung und Therapie für Betroffene und Angehörige das Angebot der MS-Gesellschaft Wien.

Tageszentrum der Caritas Socialis (CS) als Innovation

Das erste österreichische Tageszentrum für MS-Betroffene entstand 1995 im CS-Pflege- und Sozialzentrum Rennweg. Bei der Planung dieser Einrichtung war die MS-Gesellschaft Wien maßgeblich mitbeteiligt und in Folge auch für die psychologische und soziale Betreuung der Betroffenen vor Ort zuständig.
Bis heute ist diese Einrichtung weiterhin die einzige dieser Art für Menschen mit Multipler Sklerose in Österreich. Durch die Übernahme der Transportkosten und gesamten Therapiekosten durch öffentliche Stellen – die Tagesgäste zahlen nur die Mahlzeiten sowie einen geringen Regiebeitrag – hat dieses Tageszentrum wahrscheinlich auch Vorreiterstellung in Europa.

Laufender Ausbau des Beratungsangebots

Seit 1998 wird das Informationsangebot der MS-Gesellschaft Wien über die Erkrankung und mögliche Behandlungsmethoden ständig erweitert: Mehrmals jährlich werden Symposien für Menschen mit Multipler Sklerose und Angehörige zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Multipler Sklerose organisiert. An diesen Veranstaltungen nehmen regelmäßig ca. 200 bis 400 Interessierte teil.

2003: Eröffnung des neuen Beratungszentrums

Im Jahr 2003 konnte das Beratungszentrum in der Hernalser Hauptstraße in Betrieb genommen und damit die qualitativen und quantitativen Beratungsleistungen für Betroffene und Angehörige erheblich verbessert werden. Das moderne, freundliche Ambiente abseits des Krankenhauses zeigte auch eine positive Wirkung auf die Anzahl der Erstkontakte durch jüngere bzw. erst kürzlich diagnostizierte MS-Betroffene.