Rote-Hand-Brief zu Gilenya® (Fingolimod)

Labormediziner, Foto: Emin BAYCAN, Unsplash

Unter der Anwendung von Gilenya® (Fingolimod) wurden Fälle von akutem Leberversagen, die eine Lebertransplantation erforderten, und klinisch relevante Leberschäden gemeldet. Folgende Aktualisierungen der Handlungsempfehlungen für die Überwachung der Leberfunktion und die Kriterien für einen Therapieabbruch sind für die Risikominimierung arzneimittelinduzierter Leberschäden (drug-induced liver injury, DILI) zu beachten:

  • Leberfunktionstests einschließlich Serumbilirubin sollten vor Therapiebeginn und in den Monaten 1, 3, 6, 9 und 12 der Therapie und danach regelmäßig bis zwei Monate nach Beendigung der Behandlung durchgeführt werden.
  • Bei Abwesenheit klinischer Symptome, falls die Lebertransaminasen:
    • auf mehr als das 3-Fache der Obergrenze des Normalwertes (upper limit norm, ULN), aber weniger als das 5-Fache der ULN und ohne einen Anstieg des Serumbilirubins ansteigen, sollte eine häufigere Überwachung einschließlich Serumbilirubin und alkalischer Phosphatase eingeleitet werden.
    • auf mehr als das 5-Fache der ULN oder auf mehr als das 3-Fache der ULN mit gleichzeitigem Anstieg des Serumbilirubins ansteigen, sollte die Behandlung unterbrochen werden. Falls sich die Serumspiegel normalisieren, kann die Fingolimod-Behandlung unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung für den Patienten wieder aufgenommen werden.
  • Bei Vorliegen klinischer Symptome, die auf eine Leberfunktionsstörung hinweisen, sollten die Leberenzyme und Bilirubin umgehend überprüft werden und bei Bestätigung einer relevanten Schädigung der Leber sollte Fingolimod abgesetzt werden.

Rote-Hand-Brief zu Gilenya® (Fingolimod) vom 10. November 2020

Meningoenzephalitis durch Varizella-zoster-Virus im Zusammenhang mit Fingolimod

Der Arzneimittelkommission  der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) wurde ein Fall einer Meningoenzephalitis durch Varizella-zoster-Virus (VZV) im Zusammenhang mit Fingolimod berichtet. Die Behandlung mit Fingolimod kann ein Risiko für VZV-Infektionen sein. Zur Vermeidung einer primären Infektion muss vor Therapiebeginn sichergestellt sein, dass eine ausreichende Immunität gegen VZV vorliegt.

Behandler sollten sich des Risikos schwerer VZV-Infektionen im Zusammenhang mit Fingolimod bewusst sein. Bei entsprechenden Hautveränderungen sollte unverzüglich eine antivirale Behandlung begonnen werden. Schwere VZV-Infektionen können jedoch auch ohne begleitende Hauterscheinungen auftreten. Bei neu auftretenden oder sich verschlechternden neurologischen Symptomen sollten bei Patienten, die mit Fingolimod behandelt werden, neben einem MS-Schub auch VZV-assoziierte Komplikationen erwogen werden.

Mitteilung der AkdÄ im Deutschen Ärzteblatt vom 6. November 2020