Welt-Alzheimertag: Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige nötig

Anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September 2019 fordern die Österreichische Alzheimer Gesellschaft und die Österreichische Gesellschaft für Neurologie mehr Unterstützung für pflegende Angehörige.

pflegende Angehörige entmutigt auf Sofa, Credit: Ben White, Unsplash

Anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September fordern die Präsidenten der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie mehr Engagement in der Prävention und bessere Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige.

Demenzerkrankungen sind die große medizinische und gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Derzeit sind weltweit rund 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, in Österreich etwa 130.000. Die Zahl der Betroffenen wird sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung bis 2050 vermutlich mehr als verdoppeln.

Die Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG) und die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖNG) fordern, dem Thema Alzheimer weiterhin die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. „Die Angehörigen von Alzheimer-Betroffenen brauchen bestmögliche Unterstützung. Wir müssen dafür sorgen, dass die bestehenden Hilfsangebote noch praxistauglicher werden und wirklich bei den Betroffenen ankommen“, betont ÖGN-Präsident Univ.-Prof. Dr. Eugen Trinka vom Uniklinikum Salzburg.

Der Großteil der von der Alzheimerschen Krankheit betroffenen Menschen wird zu Hause von Angehörigen oder Freundinnen und Freunden betreut. „Pflegende Angehörige müssen besser sichtbar gemacht, höher wertgeschätzt und besser unterstützt werden“, fordert Univ.-Prof. Dr. Peter Dal Bianco, Präsident der ÖÄG. In Österreich gibt es zwar gute Netzwerke, Einrichtungen und Programme, aber „man sollte immer wieder daran arbeiten, dass diese Angebote auch in den Alltag der betreuenden Angehörigen einfließen“, erklärt Trinka.

Obwohl derzeit an neuen Therapieansätzen geforscht wird, gibt es noch kein Mittel, um den zugrundeliegenden Krankheitsprozess von Morbus Alzheimer  zu stoppen. Zwar lassen sich die Symptome der Alzheimerschen Krankheit medikamentös behandeln, um das Fortschreiten der kognitiven Beeinträchtigung zu verlangsamen, eine Heilung ist jedoch nicht möglich.

Herausforderung: Einstufung der Pflegegeldstufe

Ein großes Problem für pflegende Angehörige besteht in der Einstufung der Pflegegeldstufe, da die Schwere der Erkrankung oft falsch eingeschätzt wird. Insbesondere Begutachterinnen und Begutachter, die nicht oft mit an Morbus Alzheimer erkrankten Menschen zu tun haben, können sich täuschen lassen. „Die Betroffenen wollen bei der Begutachtung gut dastehen und zeigen eine geistige Leistungsfähigkeit, die sie im Alltag bei weitem nicht haben“, verdeutlicht Dal Bianco.

Ärztinnen und Ärzte sollten zudem auch nach Verhaltensauffälligkeiten  fragen: „Reizbarkeit, Ungeduld und Aggression sind Verhaltensänderungen, die von den betreuenden Angehörigen oft verschwiegen werden, weil sie ihre betreute Person nicht bloßstellen wollen. Das Verhalten der Alzheimerpatienten ist im Spätstadium oft das Spiegelbild der Emotionen ihrer betreuenden Personen.“ Verhaltensstörungen sollten rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Für die medizinische Betreuung der immer größeren Zahl von an Morbus Alzheimer erkrankten menschen braucht es in Österreich nicht nur ambitionierte, gut informierte Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, sondern zunehmend mehr neurologische Fachärztinnen und Fachärzte, da die Alzheimersche Krankheit mit weiteren neurologischen Erkrankungen verbunden sein kann. In der Spätphase erleiden fünf bis zehn Prozent der Betroffenen auch einen epileptischen Anfall. In der Endphase der Erkrankung benötigen sie häufig neuropalliative Versorgung. „Dazu brauchen wir jetzt und in Zukunft viel mehr niedergelassene Neurologinnen und Neurologen“, so Prof. Trinka.

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Quelle: Presseaussendung der Österreichische Alzheimer Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie