Forderung nach existenzsichernden Teilzeitmodellen und Unterstützung beim Übergang von Schule zu Beruf – Förderung von Potentialen zur Behebung des Arbeitskräftemangels

„MS hat tausend Gesichter. Ich bin eines davon.“ Carina, 31, lebt seit 13 Jahren mit Multipler Sklerose

Wien (OTS) – In seinen „abschließenden Bemerkungen und Handlungsempfehlungen“ hat sich der UN-Fachausschuss im Anschluss an die Staatenprüfung im August besorgt darüber gezeigt, dass es in Österreich nach wie vor keine gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt gibt. Zeitgleich beklagen sich Unternehmen und deren Vertreter:innen lautstark über einen Arbeitskräftemangel.

Mehrere Organisationen (ÖZIV Bundesverband, Österreichischer Behindertenrat, Dachverband berufliche Integration – dabei-austria, Verein Lichterkette und ÖGB-Chancen-Nutzen-Büro) fordern im Rahmen einer Pressekonferenz die Entwicklung von Maßnahmen und Rahmenbedingungen, welche die Nutzung der Potentiale von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt erleichtert.

„Bildungs- und Arbeitsmarktangebote begünstigen oft diejenigen, die bereits gut in den Arbeitsmarkt passen. Jugendliche mit Vermittlungsproblemen und höherem Unterstützungsbedarf sind hingegen benachteiligt und auf Maßnahmen der „Beschäftigungstherapie“ angewiesen.“, beschreibt Christina Schneyder, Geschäftsführerin von dabei-austria die aktuelle Situation. Gernot Reinthaler, Geschäftsführer des ÖZIV Bundesverbands, weist darauf hin, dass der Anteil der langzeit-beschäftigungslosen Menschen in der Gruppe der Menschen mit Behinderungen bzw. gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen fast doppelt so hoch ist wie bei Menschen ohne Behinderungen.

Existenz-sichernde Teilzeitmodelle notwendig

Zur Verbesserung der Situation und Schaffung eines inklusiveren Arbeitsmarktes muss daher an verschiedenen Schrauben gedreht werden. Patrick Berger, Leiter des ÖGB-Chancen-Nutzen-Büros: „Wir fordern auf Behinderung abgestimmte flexible Arbeitszeitmodelle, welche das Leben für Menschen mit Behinderungen unterstützen und verbessern!“ Und Erich Schmid, Vizepräsident des Österreichischen Behindertenrats ergänzt: „Eine existenzsichernde Teilzeittätigkeit für jene Menschen, die behinderungsbedingt nicht im vollen Stundenausmaß erwerbstätig sein können, muss durch einen Ausgleich der Entgeltdifferenz auf eine Vollzeitstelle durch die öffentliche Hand ermöglicht werden.“

Für einen Ausbau der Möglichkeit zu existenzsichernden Teilzeit-Tätigkeiten spricht sich auch Brigitte Heller, Vorsitzende des Vereins Lichterkette, Betroffenenvertretung für Menschen mit psychosozialen Behinderungen bzw. Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen aus: „Oft ist eine Ganztagsbeschäftigung nicht möglich – ein durchdachtes, langfristiges Teilzeitmodell wäre deshalb ein Schritt in die richtige Richtung zur Stabilisierung und Vermeidung der Verschlechterung der Erkrankung/Behinderung.“ Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch Jugendliche im gesamten Bereich von chronischen Erkrankungen.

Investition in die Zukunft

Hier anknüpfend hält Christina Schneyder fest: „Jugendliche mit Behinderungen müssen von der Politik, der Gesellschaft und von der Wirtschaft als Investition in die Zukunft und nicht als Kostenfaktor gesehen werden. Was sie auch sind. Denn in ihnen schlummern ungeahnte Potentiale und Talente – man muss sie nur erkennen und fördern.“ Es brauche eine konstruktive Zusammenarbeit sämtlicher Player wie Arbeitsmarktservice, Sozialministeriumservice und die Länder. „Um dieses Ziel zu realisieren, müssen Bund, Länder, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Interessenvertretungen strukturiert zusammenarbeiten.“, fordert Erich Schmid.

„Im Endeffekt ist die Politik gefordert, hier endlich aktiv zu werden: und zwar durch Modelle, die es Menschen mit Behinderungen und Unternehmen ermöglicht, am Arbeitsmarkt besser zusammen zu finden!“, so Gernot Reinthaler „Bei der Schaffung eines Inklusiven Arbeitsmarkts und Chancengleichheit sind Arbeitgeber ebenfalls gefordert, ihren Beitrag zu leisten!“

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