Außer Betrieb? „Vorwärts – Aufgeben ist keine Option“

provoziert einen neuen Blick auf Aufzüge und andere Normalitäten des Lebens und macht Mut, wie man trotzdem vorwärts kommt. Denn wer hat nicht schon einmal vor einem kaputten Aufzug gestanden?

Was aber, wenn man wie der Autor Eugen Ehrenberg im Rollstuhl sitzt? Gelassen und humorvoll schreibt er in seinem Buch „Vorwärts – Aufgeben ist keine Option“ über Erlebnisse z. B. mit  kaputten Fahrstühlen, die sich jeder mit zwei gesunden Beinen nicht vorstellen kann.

Bis Eugen Ehrenberg zum Autor wurde, vergingen Jahrzehnte, denn ihm ging es wie den meisten Menschen in Deutschland. Eigentlich war er Biogärtner und Gründer eines Biobauernhofs in Niedersachsen. Schaut man bei Wikipedia nach, wird er in einem Artikel sogar als einer der Pioniere des bioveganen Anbaus in Deutschland genannt. Doch dann kam die Diagnose Multiple Sklerose – eine Katastrophe für jemanden, der es gewohnt ist, von morgens bis abends auf dem Feld zu stehen. Und die MS schränkte seinen Bewegungsradius gnadenlos ein, bis es ohne die Hilfe eines Rollators nicht mehr ging.

Die Geschichte, die er in seinem Buch erzählt, beginnt mit einem zunächst banal erscheinenden Bürounfall, der ihn seiner verbliebenen Mobilität beraubte. Heute scherzt Eugen Ehrenberg: „Meine Beine haben vier Rollen“, aber wenn es um seinen Bewegungsradius geht, erzählt er, wie selbst ein elektrischer Rollator diesen stark einschränkt. „Eigentlich“, so Ehrenberg, „war es die Entdeckung des Hand-Bikes und der Zuspruch der Praktikanten auf dem Hof, die mich wieder auf die Beine gebracht haben.“ Das Hand-Bike bekam er allerdings erst nach einer erfolgreichen Klage gegen die Krankenkasse.

Ehrenbergs Erfahrungen, die er nun in Buchform zu Papier gebracht hat, sind lesenswert. Zum einen sensibilisieren sie die mobile Gesellschaft für die Herausforderungen von Menschen mit Behinderung.

Zum anderen machen sie allen Betroffenen Mut oder wie der Autor sagt: „Niemand ist allein auf der Welt, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Seid stark, geht raus, tut etwas für eure Muskelkraft und nutzt Ideen wie Hand-Bike & Co, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen“. Eugen Ehrenberg hat es geschafft, sowohl kontinuierlich zu trainieren als auch Gelassenheit zu entwickeln, auch wenn ein mögliches Hindernis auftaucht. Eine Erkenntnis ist für alle Leser nicht neu, für Menschen mit Behinderung aber das A und O: perfekte Vorbereitung und gute Planung. „Ich hätte mir nie träumen lassen, so viele Telefonnummern rund um Verkehr und Mobilität in meinem Handy zu speichern“, erzählt der Autor, „jede noch so kurze Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird vorher angemeldet“.

Die Empfehlung: Lesen, denn endlich wird ein schwieriges Thema unterhaltsam und mit viel Schmunzeln beschrieben, ohne dass es an Tiefgang mangelt.

Das Buch ist bei Westarp Medien erschienen und kann im örtlichen Buchhandel unter der ISBN 978-3-96004-140-5 bestellt werden oder online z.B. direkt bei https://www.westarp-bs.de