DMTs: Vorteile früher, aggressiver MS-Therapien

Einer aktuellen Studie zufolge verhindert die frühe, aggressivere krankheitsmodifizierende MS-Therapie die Zunahme des Behinderungsgrads besser als eine Behandlung, die mild bzw. moderat beginnt und erst nach einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufs verstärkt wird.

Teppich mit 2 Würfeln mit Buchstbaben "M" bzw. "S", Credit: Canva

Moderne, immunmodulierende Therapien ermöglichen laut einer aktuellen Kohortenstudie langfristig eine effektive entzündungshemmende Multiple Sklerose-Behandlung bei akzeptablem Nebenwirkungsprofil.

Moderne, krankheitsmodifizierende Therapien, sogenannte „disease-modifying therapies“ (DMTs), eignen sich zur Reduktion der Frequenz und des Voranschreitens von Multipler Sklerose (MS). Diese Therapien müssen allerdings dauerhaft angewendet werden. Eine Auswertung von von Registerdaten aus Schweden und Dänemark mit unterschiedlichen Behandlungsstrategien ergab, dass eine intensive DMT zu Beginn der Erkrankung einer mild bis moderat beginnenden DMT, die erst eskaliert wird, wenn sich der Krankheitsverlauf verschlechtert, überlegen ist.

Krankheitsmodifizierende Therapien, die zielgerichtet an den Entstehungsmechanismen der MS ansetzen, lassen sich in unterschiedliche Wirkstärken einteilen. Da hocheffektive DMTs im Vergleich zu den milder wirkenden Substanzen komplexere Sicherheitsprofile haben und somit engmaschiger überwacht werden müssen, werden Menschen mit MS in frühen Krankheitsstadien meist mit einer milden DMT-Strategie behandelt. Kommt es zu einem Fortschreiten der Erkrankung bzw. zunehmenden Einschränkungen werden stärkere Substanzen, sogenannte Eskalationstherapien, eingesetzt.

Weniger Behinderungen durch DMTs in frühen Krankheitsstadien

Die Daten von 4.861 Personen mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose (RRMS) aus MS-Registern in Schweden und Dänemark) wurden kürzlich im Rahmen einer Kohortenstudie hinsichtlich ihres langfristigen Outcomes evaluiert.

Insgesamt wurden Daten von 2.700 Menschen aus Schweden (69 % Frauen, mittleres Alter 36 Jahre) und 2.161 Menschen aus Dänemark (68 % Frauen, mittleres Alter 37 Jahre) ausgewertet. In Dänemark wurde in mehr als 92 % der Fälle gleich zu Krankheitsbeginn (initial) mit einer milden bis moderat effektiven DMT begonnen, und nur bei 7,6 % initial mit einer hochwirksamen DMT. In Schweden begannen ca. 65 % gleich zu Krankheitsbeginn mit einer mild bis moderat effektiven DMT und 34,5% mit einer hochwirksamen DMT.

Die Auswertung ergab, dass die schwedische Behandlungsstrategie gegenüber der dänischen mit einer um 29 % geringeren Behinderungs-Zunahme einherging. Die Studie legt den Schluss nahe, dass mithilfe moderner, immunmodulierender Therapien langfristig eine effektive entzündungshemmende Therapie bei akzeptablem Nebenwirkungsprofil möglich ist.

Literatur

Spelman T, Magyari M, Piehl F et al. Treatment Escalation vs Immediate Initiation of Highly Effective Treatment for Patients With Relapsing-Remitting Multiple Sclerosis: Data From 2 Different National Strategies. JAMA Neurol 2021 Oct 1; 78 (10): 1197-1204 doi: 10.1001/jamaneurol.2021.2738. PMID: 34398221

Quelle: DGN