Wenn Mama oder Papa Multiple Sklerose hat

Bei Eltern mit Multipler Sklerose kann die Erkrankung bereits in der Schwangerschaft so manche Frage aufwerfen. Mag. Julia Asimakis, Psychotherapeutin bei der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien, steht Familien begleitend zur Seite.

Eltern und werdende Eltern mit MS können auf die Unterstützung der MS-Gesellschaft Wien zählen: Beratung und Psychotherapie helfen dabei, das Familiengefüge zu stabilisieren.

Eltern und werdende Eltern mit MS können auf die Unterstützung der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien zählen: Beratung und Psychotherapie helfen dabei, das Familiengefüge zu stabilisieren.

Mutter werden, Mutter sein mit Multipler Sklerose

Multiple Sklerose betrifft mehr Frauen als Männer, zwei Drittel der Betroffenen sind im gebärfähigen Alter. Etwa 10 Prozent der Frauen mit Multipler Sklerose bekommen ihren ersten Schub während der Schwangerschaft.

Schwangerschaft an sich bringt Veränderungen mit sich und kann ambivalente Gefühle auslösen: Freude und Begeisterung, gleichzeitig vielleicht auch Angst
und Überforderung. Die Bindung zwischen Mutter und Kind entwickelt sich bereits in der Schwangerschaft. Fällt die Diagnose einer ernsthaften Erkrankung in diese Zeit, kann die pränatale Bindung darunter leiden, bei manchen Frauen entstehen innere Konflikte. Es können sich Zukunftsängste einstellen, die Schwangere fragt sich womöglich, ob sie ihr Kind auch mit der Erkrankung ausreichend versorgen kann. Unbewusst können ambivalente Gefühle und Phantasien in Bezug auf die Schwangerschaft entstehen: Einerseits steht das Ungeborene für das Prinzip „Leben“, andererseits kann die Phantasie entstehen, dass die MS durch die Schwangerschaft entstanden ist.

Nach der Geburt kann die Angst vor einem Schub zu depressiven Episoden führen. Setzt dann tatsächlich ein Schub ein, kann die physische und emotionale Verfügbarkeit einer Mutter eingeschränkt sein.

Vertraute Rituale so weit wie möglich beibehalten

Da ein Schub einen stationären Aufenthalt notwendig machen kann, stellt sich die Frage nach der Betreuung des Babys. Da Säuglinge die Trennung von Bezugspersonen als existenzielle Bedrohung wahrnehmen, sollten Trennungen grundsätzlich soweit wie möglich vermieden bzw. auf eine minimale Dauer begrenzt werden. Für die Betreuung des Babys sollte im Idealfall eine bereits vertraute Person zur Verfügung stehen, wobei mehrere Wechsel in der Betreuung vermieden werden sollten.

Bei Trennungen im Kleinkindalter ist darauf zu achten, vertraute Alltagsrituale (etwa beim Essen, Einschlafen oder Spielen) beizubehalten. Führt die Betreuungsperson diese Rituale mit dem Kind durch, kann sie Sicherheit und Orientierung vermitteln. Ebenso wichtig ist es, das Kind in mehreren Anläufen auf eine Veränderung des gewohnten Alltags vorzubereiten. Kleinkinder können besonders sensibel auf körperliche Veränderungen bei vertrauten Personen reagieren, deswegen ist auch hier eine Vorbereitung notwendig, wenn es zu einer körperlichen Einschränkung seitens der Mutter kommt.

Psychotherapeutische Unterstützung

Eine psychotherapeutische Unterstützung ist in jedem Fall bereits in der Schwangerschaft empfehlenswert, um die Verarbeitung der Situation sowie mögliche Belastungen oder Ängste zu bearbeiten. Auch eine Begleitung nach der Geburt und den ersten Lebensmonaten des Kindes kann dazu beitragen, dass Mütter mit MS besser zurechtzukommen.

Informationsbedürfnis von Kindern und Jugendlichen mit einem Elternteil mit Multipler Sklerose

Krankheit betrifft immer die ganze Familie. Neben dem Alltag im Kindergarten oder in der Schule haben Kinder auch ihre Entwicklungsaufgaben zu meistern. Kommt es zu einer Erkrankung eines Elternteils, steht die Familie vor der zusätzlichen Aufgabe, die Krankheit im Familiensystem zu bewältigen. Viele  Menschen mit Multipler Sklerose sprechen mit ihren Kindern erst dann über MS, wenn es zu sichtbaren körperlichen Einschränkungen kommt. Die Belastungen, die mit der Erkrankung einhergehen können, führen zu Erschöpfungszuständen, Angestrengtheit oder Gereiztheit. Kinder nehmen diese Zustände atmosphärisch wahr, können diese aber nicht zuordnen. Erst wenn es zu einer sichtbaren Körperbehinderung kommt, wird die Erkrankung für Kinder greifbarer.

Psychische Belastung

Erkrankt ein Elternteil, zeigen sich Kinder meist von ihrer stabilsten Seite. Sie möchten ihre Sorgen und Ängste von den Eltern fernhalten. Psychische Belastungen der Kinder durch die Erkrankung eines Elternteils werden häufig unterschätzt. Es können Gefühle der Einsamkeit, Rückzugstendenzen und Ängste vor einer neuerlichen Krankheitsphase auftreten. Eine Veränderung des familiären Alltags oder Trennungen aufgrund stationärer Aufenthalte können Kinder und Jugendliche verunsichern. Sie stellen sich folgende oder ähnliche Fragen: Was wird sich durch die Erkrankung in unserem Alltag verändern? Wer kümmert sich um mich, wenn Mama oder Papa einen Schub hat?

Über die Erkrankung Bescheid wissen

Auch fehlendes Wissen über die Erkrankung kann zu subjektiver Belastung führen. Kinder wünschen sich in der Regel Informationen und Erklärungen zur Erkrankung. Sie möchten wissen, wie es zur Multiplen Sklerose gekommen ist und wie die Erkrankung verlaufen wird (was gerade bei Multipler Sklerose mit der Ungewissheit des Verlaufs schon für Menschen mit Multipler Sklerose ein schwieriges Thema ist). Viele Kinder glauben, schuld an der Erkrankung ihrer Eltern zu sein oder haben das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und dass die Erkrankung dadurch entstanden ist. Zudem möchten viele Kinder bei einer Erkrankung ihrer Eltern helfen. Sie möchten wissen, wie sie den betroffenen Elternteil unterstützen können, aber auch, wie sie sich gegenüber der Mutter/dem Vater verhalten sollen, wenn es zu Belastungen oder Einschränkungen kommt.

Kinder sind auch sehr an der Behandlung interessiert: Welche Möglichkeiten gibt es, welcher Arzt ist für die Erkrankung zuständig? Wie oft muss Mama oder Papa zum Arzt oder ins Krankenhaus?

Jugendliche beschäftigen sich häufig zusätzlich mit der Frage der Vererbung: Können sie oder die Geschwister auch MS bekommen? Im Zuge des Ablösungsprozesses von Jugendlichen tauchen auch folgende Fragen auf wie: Wieviel Verantwortung muss ich für meinen kranken Elternteil übernehmen? Darf ich meinen Freizeitaktivitäten nachgehen und Freunde treffen? Wer kümmert sich um Mama oder Papa, wenn ich ausziehe? |

Die Psychotherapeutinnen der MS Gesellschaft unterstützen Sie gern – auch bei Fragen zur familiären Krankheitsverarbeitung:
Wie können wir mit der MS umgehen?
Wie können wir darüber sprechen?

Mag. Julia Asimakis
Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Multiple Sklerose

Kostenlose Psychotherapie für Kinder- und Jugendliche

Die Tatsache, dass ein Elternteil von einer chronischen Erkrankung betroffen ist, kann Kinder und Jugendliche vor große Herausforderungen stellen – und manchmal braucht es auch professionelle Unterstützung. Bei der MS-Gesellschaft Wien können Kinder von Menschen mit MS kostenlose Psychotherapie in Anspruch nehmen.

Mag. Julia Asimakis, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin mit Schwerpunkt MS, begleitet Ihre Kinder in einer schwierigen Situation.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an an die MS-Gesellschaft Wien.

Tel. 0800 311 340