#PurpleLightUp: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen

Am 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen, wird die Fassade des Parlaments als Teil der Kampagne #PurpleLightUp lila beleuchtet.

Purple Light Up: Beleuchtete Gebäudefront des Parlaments am Josefsplatz. © Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen

Beleuchtete Gebäudefront des Parlaments am Josefsplatz

Die globale #PurpleLightUp-Aktion setzt am 3. Dezember rund um die Welt ein sichtbares Zeichen für Menschen mit Behinderungen, möchte deren Rechte und Anliegen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und sich für deren selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe einsetzen. Die Burghauptmannschaft Österreich unterstützt die Kampagne ebenfalls und beleuchtet ausgewählte historische Gebäude in Wien und Innsbruck mit der Farbe Lila.

Partizipation und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen überlebenswichtig

Auch wenn Menschen mit Behinderungen sehr gut wissen, wie sie mit Barrieren und Einschränkungen umgehen, ist es dennoch besonders für sie ein hartes Jahr. Viele von ihnen zählen zur Risikogruppe in Bezug auf einen schweren Verlauf einer CoViD-19-Infektion und müssen sich Sorgen machen, was eine Überlastung des Gesundheitssystems für sie bedeuten kann.

Logo Behindertenrat auf lila Hintergrund

Zu Beginn der CoViD-19 Pandemie wurden Verordnungen erlassen, die nicht auf die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen eingegangen sind. Nach einem längeren Ping-Pong Spiel – Verordnungsentwurf kommt, muss nach Begutachtungen wieder verändert werden, und so weiter – wurde zumindest vom Sozialministerium erkannt, dass eine frühzeitige Einbindung der Interessenvertretung von Menschen mit Behinderungen wichtig ist. Partizipation und Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen ist unter den aktuellen Umständen sehr fordernd. Die CoViD-19 Pandemie zeigt auf, dass viele Menschen mit Behinderungen noch immer nicht gleichberechtigter Teil der Gesellschaft sind und kein selbstbestimmtes Leben führen können. Die vehementen Forderungen nach österreichweiter Deinstitutionalisierung und umfassender Persönlicher Assistenz, dessen Dringlichkeit die Pandemie verdeutlicht hat, müssen jetzt umgesetzt werden.

Balance zwischen Schutz und Selbstbestimmung

„Die Corona-Pandemie hat auch alle Organisationen und Vereine von und für Menschen mit Behinderungen besonders gefordert“, so der Österreichische Behindertenrat in einer Aussendung anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen.

Im Balanceakt zwischen Schutz und Selbstbestimmung, mit Kreativität und Umsicht begleiten und unterstützen sie Menschen mit Behinderungen in dieser fordernden Zeit. Auch Unterstützerinnen und Unterstützer, Familien, Persönliche Assistentinnen und Assistenten sowie Interessenvertretungen haben einen großen Beitrag geleistet, damit auch Menschen mit Behinderungen gut durch die CoViD-19 Pandemie kommen. Tagtäglich gibt es Medienberichte, wie sich unser aller Leben und Alltag verändert hat. Es fehlen die Berichte über Menschen mit Behinderungen, über ihre Unterstützerinnen und Unterstützer sowie ihre Angehörigen. Gerade sie erbringen Höchstleistungen im Umgang mit der CoViD-19 Pandemie. Besonders für viele Menschen mit psychischen Erkrankungen sind die belastende Gesamtsituation und die erzwungene Veränderung ihres Alltags schwer.

Frauen mit Behinderungen kämpfen um Sichtbarkeit

Das Leben von Frauen mit Behinderungen ist von Mehrfachdiskriminierungen geprägt, was durch die COVID-19 Pandemie noch einmal verschärft wurde. Auf Druck des Kompetenzteams Frauen mit Behinderungen und mit Unterstützung der Behindertensprecherinnen bekam dieses Thema 2020 mehr Sichtbarkeit. Neue vielversprechende Projekte befinden sich in Umsetzung: Informationen zur gynäkologischen Vorsorge werden zukünftig auch in Leichter Sprache und Österreichischer Gebärdensprache angeboten, Persönlichen Assistenz wird ausgebaut, ein Gewaltschutzprojekt für Frauen mit Behinderungen nimmt Gestalt an. „Es muss noch viel mehr für die Sichtbarkeit von Frauen mit Behinderungen getan werden. In allen Belangen der Behindertenpolitik muss selbstverständlich auch die Geschlechterperspektive eingenommen werden“ bekräftigt Dr. Gabriele Sprengseis, Geschäftsführerin des Österreichischen Behindertenrates.

Was 2020 uns gelehrt hat

In der Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und auch den Behindertensprecherinnen aller Parteien konnte der Österreichische Behindertenrat die Interessen der Menschen mit Behinderungen vertreten und zeigen, dass Partizipation für alle Seiten wichtig ist. Wie weit wir jedoch von einer vollen gesellschaftlichen Teilhabe entfernt sind, zeigt zum Beispiel das Thema digitale Barrierefreiheit überdeutlich. Die Stopp-Corona-App ist jetzt auch nach über einem halben Jahr noch nicht barrierefrei.

„Für uns Menschen mit Behinderungen ist es überlebenswichtig, hartnäckig dafür zu kämpfen, gesehen, gehört und einbezogen zu werden. Die COVID-19 Pandemie hat vielfach und schmerzhaft aufgezeigt, welche Barrieren auf dem Weg zur vollen gesellschaftlichen Teilhabe noch vor uns liegen.“
Herbert Pichler, Präsident des Österreichischen Behindertenrates.

Quelle: Parlamentskorrespondenz, Österreichischer Behindertenrat