Selbsthilfegruppe Kunterbunt: Weder Zwitschern noch Palavern

Wer hätte gedacht, dass wir uns eines Tages vor den Computer setzen würden, um uns zu sehen und um uns auszutauschen? Online – wie fancy!

Frau nimmt an Web-Konferenz teil und winkt in die Laptop-Kamera, Text: Slbsthilfegruppe Kunterbunt, Fotocredit: Canva

Es hatte sich schon abgezeichnet, dass wir Kunterbunts uns nicht – wie üblich – in der Wiener MS-Gesellschaft treffen können würden. Der gesellschaftliche Shutdown hatte schon seinen Anfang genommen und es war uns allen noch nicht ganz klar, wie weit das gehen würde. Die COVID-19-Bestimmungen hatten ihren Lauf genommen und wir mussten handeln.

Nachdem wir wie üblich ca. eine Woche vor der Zusammenkunft eine Erinnerung an unser Treffen inklusiver etwaiger Infos mitschickten, hatten wir diesmal eine kurze Umfrage an alle mit der Bitte um baldige Beantwortung ausgeschickt: „Gibt es Interesse an einem virtuellen Online-Treffen?“ Problematisch war es insofern, als wir es doch bisher gewohnt waren, uns bei einem Kunterbunten-Treffen weder ab- oder auch anzumelden – was aber die Bedingung zur weiteren Vorbereitung unseres digitalen Treffens war. Somit blieb es stets eine Überraschung, wer kommen würde.

Noch am selben Tag kamen die ersten Interessenbekundungen. Somit war relativ schnell die erste Unsicherheit genommen: Wir würden unser erstes virtuelles Treffen1 abhalten. Und ja, es bestand Bedarf eines Austauschs! Es würde sich noch herausstellen, wie groß dieser tatsächlich gewesen war. Um Paul Watzlawick2 zu zitieren: „Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. […]

Nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen Äußerungen (z. B. Lächeln, Wegblicken …) teilen etwas mit.“ Danach hatten wir scheinbar in dieser beinahe skurrilen Zeit gelechzt. Egal wie – Hauptsache, wir tauschen uns aus und reden.

„[…] Eine symmetrische Beziehungsform zeichnet sich dadurch aus, dass die Partner sich bemühen, Ungleichheiten untereinander zu minimieren (Streben nach Gleichheit).“ Wir sitzen mit der Erkrankung alle im selben Boot, jedoch ist das für einen ein Segelboot, für andere ein Tretboot oder vielleicht eine Yacht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich das eine schneller fortbewegen kann als das andere – ja, auch hier gilt es Disziplin einzuhalten und Regeln der Kommunikation zu befolgen. Alles gehört geübt und kann sich nur so manifestieren – ein verbal Dazwischenfunken funktioniert bei einer realen Versammlung nun einmal anders; es kann durch eine Gestik und Mimik schnell unterbunden werden, zumal es akustisch diffizil sein kann, wenn alle gleichzeitig etwas zu sagen haben; die Moderation ist hier nochmals umso wichtiger.

Wer hätte das je erwartet: Die Unterhaltung dauerte über zwei Stunden; es kam der Wunsch auf, auch
bei unseren Treffen für die, die nicht selbst kommen könnten, eine Internetkonferenz mitlaufen zulassen.

Mal sehen, wie und ob wir das technisch in Zukunft lösen können.

Das erste Treffen fand via Zoom statt, wobei wir aus Gründen der Datensicherheit auf ein anderes Free Ware-Programm umsteigen werden. Die Kürze der Zeit hat uns zu dieser ersten Lösung geführt.
2 Anleitung zum Unglücklichsein. 1983 Piper Verlag München