Frauen mit Behinderungen in der Corona-Krise

Für alle Menschen ist die Corona-Krise eine Herausforderung – doch für Frauen mit Behinderungen ist die Herausforderung zweifach potenziert. Denn sie werden als Frau und als Mensch mit Behinderungen benachteiligt.

"Die Corona-Krise verstärkt, was schon davor im Argen lag und wirkt wie ein Vergrößerungsglas. Frauen mit Behinderungen rutschen in die Armut, müssen konstant organisatorische und psychische Höchstleistungen erbringen und für viele ist das COVID-19-Virus besonders gefährlich." Gabriele Sprengseis, Geschäftsführerin des Österreichischen Behindertenrats

Frauen mit Behinderungen haben besonders mit den ökonomischen und sozialen Folgen der Pandemie zu kämpfen: Isolation, Doppelbelastungen durch Care-Tätigkeit und Lohnarbeit sind nur einige der vielen Herausforderungen. Zudem kommt, dass Frauen mit Behinderungen im Laufe ihres Lebens oft von psychischer, physischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind, wie eine 2019 veröffentliche Studie belegt.

Es ist dringend notwendig, dass Frauenberatungsstellen und psychosoziale Dienste barrierefrei, unbürokratisch und kostenlos zur Verfügung stehen. Besonders in Krisenzeiten verschärfen sich bereits vorhandene Probleme, was zu enormen Belastungssituationen für Frauen mit Behinderungen führt, erläutert Mag. Christine Steger, Vorsitzende des Unabhängigen Monitoringausschusses.

Selbstbestimmtes Leben auch in der Krise

Die Mehrfachbelastung, die alle Frauen während der Corona-Pandemie trifft, wirkt sich bei Frauen mit Behinderungen besonders gravierend aus: Homeschooling, der Ausfall von Kinderbetreuung und Unterstützung für die Bewältigung des Alltags führen zur massiven Überlastung und oft verzweifelten Situationen.

Mag. Bernadette Feuerstein, Vorsitzende von Selbstbestimmt Leben Österreich: Die generelle ´Unsichtbarkeit´ von Frauen mit Behinderungen führt dazu, dass sie auch in Krisenzeiten vergessen werden. Die letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig abgesicherte Strukturen sind, damit den betroffenen Frauen ein Minimum an Selbstbestimmung erhalten bleibt. Nur wenn Persönliche Assistenz in regulären Arbeitsverhältnissen mit ausreichender Finanzierung gewährleistet ist, kann dieses Erfolgsmodell auch in Krisenzeiten funktionieren.

Corona-Krise wirkt wie Vergrößerungsglas

Die Lebensrealitäten von Frauen mit Behinderungen sind sehr unterschiedlich. Was sie eint, ist die hohe Komplexität und die erlebten Barrieren. Corona hat den üblichen Alltag und die mühevoll aufgebauten Unterstützungsstrukturen und Netze von Frauen mit Behinderungen zerstört.

Für alle Menschen ist die Corona-Krise eine Herausforderung. Für Frauen mit Behinderungen ist die Herausforderung zweifach potenziert, sie werden benachteiligt als Frau und als Mensch mit Behinderungen.

Die Corona-Krise verstärkt, was schon davor im Argen lag und wirkt wie ein Vergrößerungsglas. Frauen mit Behinderungen rutschen in die Armut, müssen konstant organisatorische und psychische Höchstleistungen erbringen und für viele ist das COVID-19-Virus besonders gefährlich, berichtet Dr. Gabriele Sprengseis, Geschäftsführerin des Österreichischen Behindertenrats und Mitgründerin des Kompetenzteams Frauen mit Behinderungen.

Jetzt und auch nach der Krise brauchen Frauen mit Behinderungen viel mehr Unterstützung und krisensichere Netze.

Frauen mit Behinderung waren schon vor der Pandemie unsichtbar!

Interview: Dr. Gabriele Sprengseis vom Österreichischen Behindertenrat und Mag. Manuela Lanzinger sowie Mag. Kærstin Huber-Eibl von der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien sprachen mit Udo Seelhofer von Freak-Radio über Frauen mit Behinderungen, Multiple Sklerose und den Welt-MS-Tag 2020.

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Quelle: Aussendung Unabhängiger Monitoringausschuss, Österreichischer Behindertenrat und Selbstbestimmt Leben Österreich (SLIÖ)

Corona-Virus schwebt über einer Hand vor weißem Hintergrund, Text: Unsere Blog-Beiträge zum Thema Corona, Credit: Canva