Covid-19 und Multiple Sklerose: Erfahrungen aus Italien

Die italienische Provinz Bergamo ist derzeit am stärksten von COVID-19-Erkrankungen betroffen. Der MS-Experte Privatdozent Dr. Mathias Buttmann vom Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim in Deutschland hat sich mit Dr. Valeria Barcella vom MS-Zentrum in Bergamo über die bisherigen Erfahrungen mit COVID-19 Infektionen bei Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose ausgetauscht.

Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag den Informationsstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am 6. April 2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Bergamo, Blick auf die obere venezianische Stadtmauer, Von MarkusMark - Eigenes Werk, Gemeinfrei

Erfahrungen mit COVID-19-Infektionen bei MS-Betroffenen in Bergamo

Im MS-Zentrum Ospedale Papa Giovanni XXIII in Bergamo werden derzeit ca. 1.000 MS-Betroffene behandelt, mit jedem/jeder einzelnen wurde während der laufenden COVID-19-Pandemie Kontakt aufgenommen. Mit Stand 20.3.2020 wurden knapp 60 MS-Betroffene mit Verdacht auf eine COVID-19-Infektion erfasst, Ergebnisse von Labortests standen jedoch nicht zur Verfügung.

Nach den bisherigen Informationen musste keine/r der knapp 60 MS-Betroffenen stationär behandelt werden oder verstarb. Es gab bislang nur wenige von COVID-19 betroffene MS-Erkrankte mit sogenannten depletierenden und/oder immunsuppressiven Therapien.

Vor einer Infektion können sich MS-Betroffene selbst gut schützen

Je nach Studie entwickeln 51 bis 81 % aller Personen, die mit dem Corona-Virus Kontakt hatten, auch klinische Symptome. Man geht davon aus, dass in Bergamo bereits die Hälfte der Bevölkerung mit dem Virus infiziert ist. Im Gegensatz dazu wurden jedoch nur sehr wenige Verdachtsfälle unter MS-Betroffenen registriert. Das lässt vermuten, dass die Infektionsrate niedriger ist als in der Normalbevölkerung. Buttmann zufolge könnte das daran liegen, dass Menschen mit Multipler Sklerose von vorherein vorsichtiger agieren und die allgemeinen Schutzmaßnahmen ernster nehmen als die Normalbevölkerung. „Man kann als MS-Erkrankter selbst viel Kontrolle über die Situation behalten“, erklärt Buttmann.

Europaweite Erfassung von COVID-19 Infektionen bei Menschen mit MS

Einschränkend ist zu betonen, dass die Informationen aus Italien einen ersten Hinweis liefern, aber nicht die Qualität einer wissenschaftlichen Studie besitzen. Europaweit können im Rahmen eines Registers zur Erfassung von SARS-Cov2-Infektionen („LEOSS“) auch MS-Betroffene gemeldet werden, um mehr Daten über den Verlauf einer COVID-19-Infektion bei MS zu erhalten.

Quelle: Buttmann M.: Die Corona-Pandemie. Eine Akuthilfe für Menschen mit MS und ihre Ärzte. Bad Mergentheim, 27.03.2020

Corona-Virus schwebt über einer Hand vor weißem Hintergrund, Text: Unsere Blog-Beiträge zum Thema Corona, Credit: Canva