Verbindung zwischen Darmflora und Multipler Sklerose

Illustration Neuronen, Credit: geralt, Pixabay

Schweizer Forscher kamen möglicherweise einem Multiple Sklerose auslösenden Autoantigen auf die Spur. Ihrem Bericht im Fachmagazin Science Translational Medicine zufolge handelt es sich dabei um Abschnitte auf dem Enzym GDP-L-Fucose-Synthase.

Laut der Forschungsgruppe um Dr. Mireia Sospedra Ramos und Univ.-Prof. Dr. Roland Martin vom Klinischen Forschungsschwerpunkt Multiple Sklerose der Universität Zürich (UZH) reagieren für pathologische Prozesse verantwortliche T-Helfer-Zellen auf das Enzym GDP-L-Fucose-Synthase. Dieses Eiweiß wird von menschlichen Zellen und Bakterien gebildet, die in der Darmflora von Menschen mit Multipler Sklerose gehäuft zu finden sind.

Die an der Studie beteiligten Wissenschafterinnen und Wissenschafter vermuten, dass die Immunzellen im Darm aktiviert werden, anschließend ins Gehirn wandern und dort – sobald sie der menschlichen Variante ihres Zielantigens begegnen – eine Entzündungskaskade anstoßen.

Für die genetisch definierte Untergruppe von MS-Betroffenen, die an der Studie teilgenommen hatten, zeigten die Ergebnisse, dass bakterielle Darmbewohner bei der Entstehung von Multipler Sklerose eine bedeutendere Rolle spielen als bislang vermutet wurde. In einem neuen Ansatz möchten die Schweizer Forschenden die immunaktiven Bestandteile der GDP-L-Fucose-Synthase testen, die sie bereits seit einigen Jahren verfolgen.

„Unser klinischer Ansatz richtet sich spezifisch gegen die pathologischen autoreaktiven Immunzellen“, erklärte Ramos in einer Aussendung der UZH. Damit unterscheide sich dieser radikal von aktuell verfügbaren Therapien, die das gesamte Immunsystem drosseln. Mit ihnen könne die Entwicklung der Multiplen Sklerose zwar häufig aufgehalten werden, dennoch würden die  Behandlungen gleichzeitig zu einer Schwächung des Immunsystems führen.

Raquel Planas, Radleigh Santos, Paula Tomas-Ojer, Carolina Cruciani, Andreas Lutterotti, Wolfgang Faigle, Nicole Schaeren-Wiemers, Carmen Espejo, Herena Eixarch, Clemencia Pinilla, Roland Martin, Mireia Sospedra: GDP-L-Fucose Synthase As A Novel CD4+ T Cell-Specific Autoantigen in DRB3*02:02 Multiple Sclerosis Patients. Science Translational Medicine. 10 Oct 2018. DOI: 10.1126/scitranslmed.aat4301

Egle Cekanaviciute, Bryan B. Yoo, Tessel F. Runia, Justine W. Debelius, Sneha Singh, Charlotte A. Nelson, Rachel Kanner, Yadira Bencosme, Yun Kyung Lee, Stephen L. Hauser, Elizabeth Crabtree-Hartman, Ilana Katz Sand, Mar Gaciasd, Yunjiao Zhu, Patrizia Casaccia, Bruce A. C. Cree, Rob Knight, Sarkis K. Mazmanian and Sergio E. Baranzini: Gut bacteria from multiple sclerosis patients modulate human T cells and exacerbate symptoms in mouse models.

Kerstin Berera, Lisa Ann Gerdes, Egle Cekanaviciute, Xiaoming Jia, Liang Xiao, Zhongkui Xia, Chuan Liu, Luisa Klotz, Uta Stauffer, Sergio E. Baranzini, Tania Kümpfel, Reinhard Hohlfeld, Gurumoorthy Krishnamoorthy and Hartmut Wekerle: Gut microbiota from multiple sclerosis patients enables spontaneous autoimmune encephalomyelitis in mice.

Zwillingsstudie: Natürliche Darmflora kann Multiple Sklerose auslösen. Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie, Sept. 2017

Kerstin Huber-Eibl, Quelle: UZH