MRT erhöht Sicherheit neuer MS-Therapien
Deutsche und niederländische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass regelmäßige MRT-Untersuchungen lebensbedrohliche Folgen neuer MS-Therapien durch eine frühzeitige Diagnose verhindern können.

Eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) lässt sich mithilfe eines Magnetresonanztomografen (MRT) bereits vor dem Auftreten von Symptomen einer Virusinfektion des Gehirns oder dem Nachweis des Virus im Liquor stellen.
Magnetresonanztomografie kann lebensbedrohliche Folgen der Behandlung verhindern
Mit der neueren Generation von MS-Arzneimitteln, wie beispielsweise Natalizumab, können schubweise auftretenden Entzündungen in Gehirn und Rückenmark verhindert werden. Allerdings unterdrücken die Medikamente das Immunsystem, wodurch sich der Körper schlechter gegen Viren verteidigen kann. In seltenen Fällen können Viren reaktiviert werden, ins Gehirn einwandern und dieses substanziell schädigen. So löst beispielsweise das sogenannte JC-Virus die „Progressive Multifokale Leukenzephalopathie“ (PML) aus.
Diagnose vor dem Auftreten von Symptomen
Deutsche und niederländische Forscherinnen und Forscher haben anhand der Daten einer Querschnittsstudie mit 56 Probandinnen und Probanden herausgefunden, dass regelmäßige Untersuchungen der Patienten im Magnetresonanztomografen (MRT) diese lebensbedrohlichen Folgen der Therapie durch eine frühzeitige Diagnose verhindern können.
Die Diagnose einer PML mit Hilfe der MRT-Untersuchung gelingt den Forschenden zufolge sogar noch bevor Symptome einer Virusinfektion des Gehirns auftreten oder das Virus selbst im Hirnnervenwasser (Liquor) nachweisbar ist.
Ergibt die MRT-Untersuchung, dass das JC-Virus Schäden im Gehirn angerichtet hat, wird das MS-Medikament abgesetzt, bis sich das Immunsystem erholt und die Infektion bekämpft hat. Anschließend wird die MS-Therapie mit einem anderen Medikament fortgesetzt.
Expertenbefundung
Privatdozent Dr. Mike P. Wattjes vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wertet für Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland und dem Ausland MRT-Aufnahmen aus. Er wirkt für die MHH an einem Pilotprojekt mit, in dem es darum geht, die MHH als Referenzzentrum für eine neue internationale digitale Plattform zu etablieren. Auf dieser können von überall auf der Welt MRT-Aufnahmen anonymisiert hochgeladen werden, um für eine Zweitbegutachtung zur Verfügung zu stehen.
Wijburg MT, Kleerekooper I, Lissenberg-Witte BI, et al. Association of Progressive Multifocal Leukoencephalopathy Lesion Volume With JC Virus Polymerase Chain Reaction Results in Cerebrospinal Fluid of Natalizumab-Treated Patients With Multiple Sclerosis. JAMA Neurol. 2018;75(7):827–833. doi:10.1001/jamaneurol.2018.0094
Kerstin Huber-Eibl, Quelle: Medizinische Hochschule Hannover