Internationaler Kongress: MS Paris 2017

Von 25. bis 28. Oktober 2017  fand in Paris das Joint ECTRIMS – ACTRIMS Meeting statt. Univ. Prof. Dr. Hans Lassmann vom Zentrum für Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien hielt bei dem internationalen MS-Kongress den Eröffnungsvortrag.

Univ. Prof. Dr. Hans Lassmann, Foto: Kerstin Huber-Eibl

Univ. Prof. Dr. Hans Lassmann, Foto: Kerstin Huber-Eibl

In seinem Vortrag gab der Vorstands-Vorsitzende der Multiple Sklerose Forschungsgesellschaft vor mehr als 10.000 Fachpersonen einen generellen Überblick über die Pathologie der Multiplen Sklerose. In einem Teaching Course strich Prof. Lassmann den Aspekt der lange übersehenen Schädigungen in der Hirnrinde hervor, die zum Teil sehr extensiv sein können und für die klinische Präsentation der Menschen mit MS bedeut-sam sind – vor allem hinsichtlich kognitiver Probleme und neurologischer Ausfälle.

„Auch mit modernsten Scanning-Methoden sehen wir nur die Spitze des Eisbergs“, bedauert der Neuropathologe. Aus diesem Grund treibt er die Forschung auf dem Gebiet der bildgebenden Verfahren voran und macht sich für die Verbesserung der Sensitivität kernspintomografischer Techniken stark, damit bislang nicht sichtbare Läsionen bei lebenden Menschen in der Hirnrinde dargestellt werden können, die für die Diagnose und Prognose von Multipler Sklerose wesentlich sind.

Die Multiple Sklerose Forschungsgesellschaft finanziert ein Projekt, das die an den Kliniken in Wien, Graz und Innsbruck durchgeführte Forschung mit jener des Instituts für Hirnforschung und der kernspintomografischen Institute bündelt und die Erkenntnisse der Basisforschung auf die klinische Anwendung umlegt. Diese Initiative wird zu verbesserten bildgebenden Verfahren führen. Darüber hinaus wurden in einer breit angelegten Studie Biomarker für die Multiple Sklerose-Diagnose entwickelt.

Perspektiven der MS-Forschung

Lassmann erklärte die Wichtigkeit der Suche nach Faktoren, die eine Entzündungsreaktion mit massiver Schädigung von Sauerstoff radikalen und Mitochondrien zusammenbringen. Hier gibt es einen Hinweis auf lösliche entzündliche Mediatoren, die von B-Lymphozyten produziert werden. Derzeit wird daran geforscht, diese zu identifizieren.

Aktuell werden in experimentellen Studien  Terapien entwickelt, die in die Schadenskaskade eingrei-fen. Manche potentielle  erapeutika haben bereits den Weg in klinische Studien mit Probandinnen und Probanden in der progredienten Phase der MS gefunden. Auch Substanzen wie hochdosiertes Biotin, Simvastatin und Natriumkanalblocker werden intensiv beforscht

Die derzeit durchgeführten Phase 2-Studien für die progrediente Phase der MS zeigen zwar einen Benefit , dieser ist allerdings noch sehr gering. Die Daten aus diesen Studien stimmen dennoch optimistisch, auch wenn die Ergebnisse großer Phase 3-Studien abzuwarten sind, um den Effekt dieser Substanzen beurteilen zu können.

Mag. Kerstin Huber-Eibl, November 2017