Mit Multipler Sklerose auf 5.685 Metern Höhe unterwegs

Ein frischvermähltes Ehepaar aus Wien machte sich Mitte Februar auf den Weg nach Tansania. Es sollten drei ganz besondere Flitterwochen werden: Nachdem der Kilimandscharo und ein Marathon bezwungen waren, zeigte sich die überwältigende Schönheit Afrikas auf einer Safari. Schließlich konnte sich das Power-Paar auf der Insel Sansibar von den Anstrengungen der Reise erholen und voller Energie in das Eheleben starten.

Martin Geicsnek am Kraterrand des Kilimandscharo mit der Botschaft „Fight MS“

Martin Geicsnek am Kraterrand des Kilimandscharo mit der Botschaft „Fight MS“

Den Marathonläufer Martin Geicsnek, bei dem bereits seit 21 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose feststeht, verbindet mit Helga Marwan-Schlosser die Leidenschaft für besondere Herausforderungen. Ihre Hochzeitsreise führte die beiden nach Tansania. Am Tag vor dem Abflug hatte Geicsnek noch den Verlauf der MS im Gehirn und Rückenmark mittels Magnetresonanztomografie untersuchen lassen. Da er den Befund erst nach der Rückkehr aus Afrika erhielt, wusste er während der strapaziösen Reise noch nicht, dass sich zum ersten Mal seit einigen Jahren ein aktiver Herd mit einem Durchmesser von einem Zentimeter in seinem Gehirn breitgemacht hatte.

„Bei mir denken andere Menschen oft, dass ich gar keine MS habe, weil ich Marathon laufen kann. Aber dem ist leider nicht so, wie man dem aktuellen MRI-Befund entnehmen kann. Ich laufe der MS nur ganz einfach davon. Oder ich versuche es zumindest.“
Martin Geicsnek

Nie ohne Kühltasche

Die Basisausrüstung der Frischvermählten bestand aus Lauf- und Wanderschuhen, Schlafsäcken, Thermosflaschen, Funktionskleidung und einem Silberpräparat zur Trinkwasserentkeimung. Doch auch eine Kühltasche mit Copaxone-Spritzen fand im Rucksack einen fixen Platz. Schließlich musste das Therapieregime strikt eingehalten werden – auch in luftiger Höhe auf einem der höchsten Berge der Welt.

Kilimandscharo-Marathon

Drei Tage hatten die Flitterwöchner Zeit sich zu akklimatisieren, bis es galt, den Kilimandscharo-Marathon zu bewältigen. Aufgrund der Lufttemperatur von 33°C und 900 Höhenmetern empfanden die beiden Läufer die 42,2 Kilometer lange Strecke, für die sie vier Stunden und 17 Minuten benötigten, als extrem anstrengend. „Auch wenn das unsere langsamste Marathonzeit bedeutet, war es bestimmt einer der allerschönsten und berührendsten Marathons“, ist Geicsnek überzeugt. Bleibenden Eindruck hinterließen vor allem jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche die schwierige Halbmarathonstrecke mit rudimentären Rollstühlen  bewältigten.

Besteigung des Kilimandscharo

Schließlich bestiegen Martin Geicsnek und Helga Marwan-Schlosser den – in relativer Höhe gemessen – höchsten Berg der Erde. Sie starteten beim Marangu-Gate, das sich auf 1.800 Metern Höhe befindet. Die Strecke führte durch den Regenwald, bis schließlich auf 3.760 Höhenmetern eine wunderbare Heidelandschaft auftauchte. Die Höhenluft machte sich zunehmend bemerkbar: „Jede größere und schnellere Belastung quittierte der Körper mit schneller Atemlosigkeit. Und auch die vorausgesagten Kopfschmerzen stellten sich langsam ein.

Wir verzichteten aber auf Medikamente zur Linderung der Symptome der Höhenkrankheit. Das einzige Medikament, das ich – neben Copaxone – einnahm, war eines gegen die Kopfschmerzen, welches ich auch bei meinen häufigen MS-indizierten Kopfschmerzen verwende“, erklärt Geicsnek.

Am vierten Tag der Besteigung erreichten sie nach einem schier endlosen Weg durch Steinwüsten die Kibu-Hütte auf 4.700 Metern Höhe, wo in der Nacht ein Wintergewitter mit starkem Sturm und Schneefall aufzog. Der anstrengendste Teil des Weges war schließlich jener, der über große Felsbrocken und Schnee zum Gilmans Point auf 5.685 Metern Höhe führte.

Fight MS: Niemals aufgeben

Bevor es das Hochzeitspaar zu einer dreitägigen Safari im Tarangiere-, Lake Manjara- und Ngorongoro-Nationalpark und schließlich weiter nach Sansibar zog, erfüllte sich Geicsnek am Kraterrand des Kilimandscharo einen Herzenswunsch: Seine Frau fotografierte ihn mit der Botschaft „Fight MS“. Damit möchte er anderen Menschen mit Multipler Sklerose Mut machen, niemals aufzugeben.