Kunst für Bewegung

Dank einer großzügigen Spende der Aquarellmalerin Doris Granger ist der Fortbestand der Bewegungsgruppen 2020 für Menschen mit Multipler Sklerose gesichert.

Doris Grangers Vernissagen sind äußerst beliebt, was sich auch in der Zahl der verkauften Bilder niederschlägt. Seit 2003 spendet die Künstlerin, deren Schwester an Multipler Sklerose erkrankte, sämtliche bei ihren Ausstellungen lukrierten Einnahmen an die Multiple Sklerose Gesellschaft Wien. Bei der letzten Vernissage im Jänner 2020 wurden Aquarelle im Wert von EUR 3.380,00 verkauft, die für den Weiterbestand der Bewegungsgruppen für Menschen mit Multipler Sklerose verwendet werden.

Doris Grangers Schwester war von Multipler Sklerose betroffen. Aus diesem Grund setzt sich das Ehepaar Granger für Menschen mit Multipler Sklerose ein. Foto: Kerstin Huber-Eibl

Doris Grangers Schwester war von Multipler Sklerose betroffen. Aus diesem Grund setzt sich die Wiener Künstlerin für Menschen mit Multipler Sklerose ein.

Auf die Frage nach ihrem Werdegang, erzählt Doris Granger von ihrer Kindheit und Jugend, die sie in Prag verbracht hat. In dieser von zahlreichen Entbehrungen geprägten Zeit hielt sie sich oft am Zeichenstift fest, der aus Mangel an Beschäftigungsalternativen lange ihr Begleiter sein sollte. Am meisten vermisste die gebürtige Wienerin in ihrer Jugend die Eltern: Den im Alter von 40 Jahren ermordeten Vater und die nach Auschwitz deportierte Mutter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte Doris nach langer Suche ihre geliebte Schwester, deren Füße inzwischen von Erfrierungen beeinträchtigt waren, und ihre Mutter, die das Konzentrationslager überlebt hatte, in die Arme schließen.

1949 zog jener Teil der Familie, der den Holocaust überlebt hatte, wieder nach Wien: Doris heiratete Robert Granger, der die Kriegszeit in England verbracht hatte, während ihre Schwester mit ihrem Mann, dem österreichischen Handelsdelegierten in Frankreich, nach Paris zog. Zu diesem Zeitpunkt stand bei Doris´ Schwester bereits die Diagnose Multiple Sklerose fest. Trotz zunehmender Einschränkungen war der Alltag in Paris bewältigbar, denn das Paar konnte die Pariser Wohnung mit einem Lift erreichen. „Heute eine Selbstverständlichkeit, vor Jahrzehnten eine Ausnahme“, betont Frau Granger.

Bleistift, Pinsel und Nadel

Kurz nach ihrer Rückkehr nach Wien beschloss die junge Frau, die bereits in Prag leidenschaftlich gezeichnet hatte, sich an der künstlerischen Volkshochschule einzuschreiben. Dort kam sie erstmals mit der Aquarellmalerei in Berührung. Diese Leidenschaft sollte sie nie wieder loslassen.

„Ich hatte zuvor stets mit Bleistift gezeichnet. Und nun sollte ich ein Stillleben malen! Stellen Sie sich mal vor: Weiße Eier auf einem weißen Teller!“ lacht die Künstlerin, als sie von ihren Anfängen mit der Malerei erzählt. Das war jedoch nicht die größte Herausforderung: „Ich hielt auch noch das Papier schief, natürlich liefen die Aquarellfarben nach unten.“

Mittlerweile stellen auch die kompliziertesten Motive keine Hürde mehr dar, weder beim Malen noch beim Nähen. Die vielseitige Künstlerin absolvierte nämlich die Modeschule Hetzendorf. Nach dem Abschluss betrieb sie mit ihrem Mann Robert jahrzehntelang das traditionsreiche Tuchhaus Silesia in der Wiener Innenstadt.

Mehr als 60 Jahre und hunderte Aquarelle später treffen sich das Ehepaar Granger und die Präsidentin der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien zur Spendenübergabe. Sie unterhalten sich mit Univ. Prof. Dr. Barbara Kornek über Malerei und Doris Grangers zweite Leidenschaft – das Schneidern – sowie die Schönheit der Stadt Wien. „Meine Frau liebt einfach das Schöne“, schwärmt Robert Granger. „Sie zerlegt sogar neu erworbene Kleidung in ihre Bestandteile, um daraus Neues zu kreieren“, erklärt er schmunzelnd.

Hommage an den Musikverein

Neben Stillleben entstehen im Atelier in der Hinterbrühl und auf Reisen zunehmend Landschaftsbilder. So ziert das Titelbild des jährlich von Doris und Robert Granger herausgegebenen Kalenders in diesem Jahr ein Aquarell von Österreichs traditionsreichstem Konzerthaus, dem Musikverein. Seit Jahrzehnten besucht die Künstlerin die Konzerte der Wiener Philharmoniker im Großen Musikvereinssaal.

Im Namen  unserer Mitglieder bedanken wir uns herzlich bei Doris und Robert Granger, sowie allen Spenderinnen und Spendern, die diesen großzügigen Beitrag ermöglicht haben!