Interferon-beta 1b

Mit Interferon-beta steht ein Medikament als Injektion zur Therapie der Multiplen Sklerose (MS) zur Verfügung. Es ist in verschiedenen Darreichungsformen mit unterschiedlichen Injektionsabständen und -wegen verfügbar.

Interferon-beta 1b (Betaferon®) kommt als Basistherapie bei Menschen mit wahrscheinlicher oder bestätigter MS-Diagnose mit schubförmigem oder sekundär chronisch-progredientem Verlauf zum Einsatz und verlangsamt das Fortschreiten der Erkrankung, vermindert die Frequenz der Schübe und vermindert deren Schweregrad.

Dosis

Die empfohlene Dosierung beträgt 250 Mikrogramm jeden zweiten Tag.

Anwendung

Die Verabreichung erfolgt alle zwei Tage als subkutane Injektion. Versuchen Sie, das Medikament immer am gleichen Wochentag zur gleichen Tageszeit zu injizieren. Wechseln Sie regelmäßig die Injektionsstelle und verwenden Sie für aufeinanderfolgende Injektionen nicht dieselbe Stelle. Sie können das Medikament selbst injizieren, wenn Sie in diese Art der Anwendung eingewiesen wurden.

Gegenanzeigen

  • Patientinnen und Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile.
  • Patientinnen und Patienten, die aktuell an schweren Depressionen erkrankt sind und/oder Suizidgedanken haben
  • Patientinnen und Patienten mit anderen Autoimmunerkrankungen
  • Patientinnen und Patienten mit Epilepsie

Schwangerschaft und Stillzeit

Weitreichende Erfahrungen (mehr als 1.000 Schwangerschaftsausgänge) aus Interferon-beta-Registern, nationalen Registern und nach Markteinführung deuten nicht auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende angeborene Fehlbildungen nach Exposition vor der Empfängnis oder im ersten Schwangerschaftstrimenon hin. Die Dauer der Exposition während des ersten Trimenons ist jedoch nicht genau bekannt, da die Daten zu einem Zeitpunkt erhoben wurden, als die Anwendung von Interferon beta während der Schwangerschaft kontraindiziert war und die Behandlung wahrscheinlich unterbrochen wurde, als eine Schwangerschaft festgestellt und/oder bestätigt wurde. Die Erfahrungen  mit einer Exposition während des zweiten und dritten Schwangerschaftstrimenons  sind sehr begrenzt.

Basierend auf Daten aus Tierstudien besteht ein potenziell erhöhtes Risiko für Spontanaborte. Das Risiko von Spontanaborten bei mit Interferon beta exponierten schwangeren Frauen kann anhand der derzeit vorliegenden Daten nicht ausreichend bewertet werden, aber die Daten weisen bisher nicht auf ein erhöhtes Risiko hin.

Falls klinisch erforderlich, kann die Anwendung von Betaferon während der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.

Betaferon kann während der Stillzeit angewendet werden.

Begrenzte Informationen zum Übergang von Interferon beta-1b in die Muttermilch, zusammen mit den chemisch/physiologischen Eigenschaften von Interferon beta, lassen vermuten, dass die in die Muttermilch ausgeschiedenen Mengen an Interferon beta-1b vernachlässigbar sind. Es werden keine schädlichen Auswirkungen auf das gestillte Neugeborene/Kind erwartet.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Unwohlsein, Schweißausbrüche, insbesondere zu Beginn der Therapie. Zudem können Reaktionen wie Asthenie (Gefühl von Schwäche und Müdigkeit), Hautreaktionen wie Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Schmerzen an der Einstichstelle sowie Veränderungen der Leberwerte und des Blutbilds entstehen.

Bestehende Depressionen können verstärkt werden, die Knochenmark-Funktionalität kann geringer werden, es kann zu intensiven Überempfindlichkeitsreaktionen wie Bronchial-Spasmen und Schock, aber auch zu Haarausfall, gastrointestinalen Störungen, Pankreatitis und Störungen der Bewegungskoordination, Muskelschwäche, Muskel- und Gelenkschmerzen, Harndrang, Impotenz und starken Menstruationsblutungen kommen.

Darüber hinaus treten bei manchen Patientinnen und Patienten Lymphdrüsenschwellungen, eine gestörte Schilddrüsenfunktion, Gewichtsveränderungen, Appetitlosigkeit, Angst, Verwirrtheit, Krämpfe, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Schwindel, Herzrasen, erhöhter Blutdruck, erweiterte Blutgefäße, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf.

Quelle:  Europäische Arzneimittel-Agentur

Betaferon® und Extavia® (Interferon-beta 1b) sind in der Dosis von 250 µg (Injektion unter die Haut jeden 2. Tag) für die Behandlung des klinisch isolierten Syndroms (KIS), der schubförmig-remittierenden MS (RRMS) und der sekundär chronisch progredienten MS (SPMS) mit noch vorhandener Schubaktivität zugelassen. Betaferon® wurde in großen klinischen Studien an MS-Patienten mit KIS, RRMS und SPMS getestet. Dabei hat sich das Medikament im Vergleich zu einer Placebobehandlung als wirksam erwiesen, da Krankheitsschübe reduziert und das Fortschreiten der Behinderung gebremst werden konnten. Extavia® beinhaltet denselben Wirkstoff wie Betaferon®, somit gelten die Studienergebnisse auch für dieses Produkt. (Kompetenznetz Multiple Sklerose)

KKNMS-Patientenhandbuch Interferon-eta (Avonex®, Betaferon®, Extavia®, Plegridy®, Rebif®)