Transkranielle Hirnstimulation bei Multipler Sklerose

Darstellung eines Nervengeflechts auf blauem Hintergrund, Credit: Gerd Altmann, Pixabay

Deutsche Neurologinnen und Neurologen konnten im Rahmen einer Pilotstudie Fatigue reduzieren, indem sie bei Versuchspersonen die transkranielle Hirnstimulation anwandten. Dabei wird mit einer Spule über dem Kopf der behandelten Personen ein Magnetfeld induziert, das auf die Nervenzellen und deren Verbindungen im Gehirn einwirkt. In der Studie kam ein neuartiger Spulentyp zum Einsatz, der speziell für dieses Forschungsvorhaben entwickelt wurde.

Die Auswirkung der sogenannten transkraniellen Hirnstimulation bzw. Magnetstimulation (rTMS) auf die Fatigue (bei Multipler Sklerose häufig auftretender, chronischer Erschöpfungszustand), von der ein Großteil der Menschen mit Multipler Sklerose betroffen sind, wurden von Forscherinnen und Forschern um Univ.-Prof. Friedemann Paul vom Klinischen Forschungszentrum des Exzellenzclusters NeuroCure (NCRC) der Charité Universitätsmedizin Berlin in einer kleinen Pilotstudie überprüft und in der Jänner-Ausgabe der Fachzeitschrift  Neurology: Neuroimmunology & Neuroinflammation veröffentlicht.

Methode

Paul und sein Team untersuchten mit einer randomisierten, scheinkontrollierte Phase-I/IIa-Studie bei 33 MS-Betroffenen mit Fatigue oder Depression die Sicherheit und vorläufige Wirksamkeit der wiederholten transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) über den präfrontalen und den primären motorischen Kortex. Die Freiwilligen wurden nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) einer von drei Gruppen zugeordnet und erhielten über einen Zeitraum von sechs Wochen dreimal wöchentlich für je 20 Minuten eine rTMS-Sitzung bzw. die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kontrollgruppe eine Schein-Stimulation.

Die vorläufige Wirksamkeit der Behandlung bzw. Scheinbehandlung wurde nach sechs Wochen anhand der mit der Fatigue-Schweregrad-Skala („Fatigue Severity Scale“, FSS) und standardisierten Fragebögen (den „Beck Depression Inventory Scores“) gemessenen Veränderungen beurteilt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse beobachtet, wenngleich fünf Personen die Behandlung wegen geringgradiger Nebenwirkungen abbrachen. Insgesamt (über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerechnet) ließ die Schwere der Fatigue signifikant nach.

Diskussion

Da an der Pilotstudie nur wenige Menschen teilnahmen, lassen sich die Aussagen nicht verallgemeinern. Weitere Untersuchungen mit einer größeren Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden darüber Aufschluss geben, ob die tiefe Hirnstimulation tatsächlich eine wirksame Methode zur Verringerung der Erschöpfung bei Menschen mit Multipler Sklerose darstellt.

Gunnar Gaede, Marina Tiede, Ina Lorenz, Alexander U. Brandt, Caspar Pfueller, Jan Dörr, Judith Bellmann-Strobl, Sophie K. Piper, Yiftach Roth, Abraham Zangen, Sven Schippling and Friedemann Paul: Safety and Preliminary Efficacy of Deep Transcranial Magnetic Stimulation in Ms-Related Fatigue. Neurology: Neuroimmunology & Neuroinflammation 5, no. 1 (Jan 2018): e423, first published December 14, 2017, DOI: https://doi.org/10.1212/NXI.0000000000000423

Quelle: Charité Universitätsmedizin Berlin