Transparenz bei Sponsorings

Eine aktuelle Studie ergab, dass lediglich ein Drittel der Patientinnen- und Patienteninitiativen ihre Sponsorengelder offenlegen. Die Multiple Sklerose Gesellschaft Wien ruft dazu auf, es ihr gleich zu tun und sämtliche finanzielle Zuwendungen transparent darzustellen.

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Sowohl Patientinnen und Patienten als auch Angehörige benötigen die Garantie, dass Beratung und Hilfe unabhängig durchgeführt werden. Dazu bedarf es Transparenz bei den Geldflüssen.

Monitoring von Sponsorengeldern

Da Patientinnen- und Patienteninitiativen neben Zuwendungen der öffentlichen Hand auch auf die finanzielle Unterstützung von Pharmaunternehmen angewiesen sind, verpflichte sich der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG) zur nachvollziehbaren Darstellung sämtlicher Geldflüsse.

Nachdem Forscherinnen und Forscher vom Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment mit Sitz in Wien (LBI-HTA) die Zuwendungen der Pharmaindustrie an Patientinnen und Patientenorganisationen erstmal 2014 einer systematischen Untersuchung unterzogen hatten, wurde nun ein Update der systematischen Analyse publiziert. In diesem ging das Team um Priv.-Doz. Dr. Claudia Wild vom LBI-HTA der Frage nach, in welchem Ausmaß im Jahr 2016 Zahlungen seitens der PHARMIG-Mitgliedsunternehmen erfolgten.

Nur jede dritte Organisation legt Sponsorengelder offen

Die Analyse ergab, dass österreichische Patientinnen- und Patienteninitiativen 2016 insgesamt EUR 1.435.059 erhielten. Allerdings legte nur ein Drittel der Organisationen die Sponsorengelder offen. Aus diesem Grund plädiert Wild für ein zentrales Datenportal zur transparenten Offenlegung. „Für eine bessere Nachvollziehbarkeit wäre im Sinne der Transparenz ein zentrales Datenportal sinnvoll, auf dem alle Daten in einem einheitlichen Format an einem gemeinsamen Stichtag ohne nachträgliche Änderungsmöglichkeit veröffentlicht werden. Auch sollte der Unterschied zwischen keinem Sponsoring und keiner Angabe ersichtlich sein“, so die Leiterin des LBI-HTA.

Die MS-Gesellschaft Wien hat einen Verhaltenskodes für die Zusammenarbeit mit themenbezogenen Wirtschaftsunternehmen formuliert. Darüber hinaus wird jährlich ein Tätigkeitsbericht veröffentlicht, der die wichtigsten Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres vorstellt. Ebenso bietet er einen Überblick über die Organisation und deren Aufgaben und enthält die Bilanz. Der ebenso jährlich publizierte Finanzbericht legt sämtliche Einnahmen und Ausgaben des Vereins offen.

„Während die Pharmafirmen sich selbst zur – bei Nichtbefolgung allerdings sanktionslosen – Offenlegung verpflichten, hinken viele Patientinnen- und Patienteninitiativen bei diesem Thema noch immer hinterher. Auf kaum einer Website ist ausgewiesen, wieviel Geld sie von wem und wofür erhalten haben, bestenfalls sind Logos der Partner und Sponsoren angeführt“, so Priv.-Doz. Dr. Claudia Wild, Leiterin des LBI-HTA.

Publikationen

Gregor-Patera, N., Petersen, P. und Wild, C. (2017): Sponsoring von PatientInneninitiativen in Österreich 2016. Update zu den systematischen Analysen 2015 und 2014. Rapid Assessment 007b_2. Update 2017; http://eprints.hta.lbg.ac.at/1132/

Petersen, P. und Wild, C. (2017): Sponsoring von PatientInneninitiativen in Österreich 2015. Update zur systematischen Analyse 2014. Rapid Assessment 007b_1. Update 2017; http://eprints.hta.lbg.ac.at/1125/

Wild, C., Khan, A. und Erdos, J. (2015): Sponsoring von PatientInneninitiativen in Österreich. Systematische Analyse. Rapid Assessment 007b; http://eprints.hta.lbg.ac.at/1072/

Quelle: Ludwig Boltzmann für Institut Health Technology Assessment