Großzügigkeit macht glücklich

Handeln Menschen großzügig, sind sie glücklicher als jene, die aus reinem Selbstinteresse agieren. Das ergab eine Studie von Schweizer Forschern, die am 11. Juli veröffentlicht wurde. Neuroökonomen der Universität Zürich fanden auch heraus, dass es zweitrangig ist, wie großzügig man sich verhält, denn bereits das Versprechen großzügig zu sein, aktiviert den altruistischen Bereich im Gehirn und verstärkt die Interaktion zwischen diesem Bereich und jenem, der für Glücksempfinden zuständig ist.

 

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Wer sich um das Wohlergehen seiner Mitmenschen kümmert, ist glücklicher als jemand, der meist nur an sich selbst denkt. Das wohlige Gefühl, das Verhaltensökonomen als „warm glow“ bezeichnen, wurde kürzlich von Schweizer Forschern genauer unter die Lupe genommen. Philippe Tobler und Ernst Fehr von der Universität Zürich untersuchten mit internationalen Forscherkollegen, was beim „warm glow“ auf der neuronalen Ebene passiert und welche Gehirnareale für diesen Effekt zusammenspielen. Dabei gelangten sie zu grundlegenden Erkenntnissen zum Zusammenspiel von Altruismus und Glücklichsein, die sie im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten.

Experiment zur Großzügigkeit

Im Rahmen der Studie wurde das von der Templeton World Charity Foundation unterstützte Experiment im Labor zur Erforschung sozialer und neuronaler Systeme (SNS Lab) am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich durchgeführt.

Zu Beginn des Experiments wurde den insgesamt 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Geldsumme zugesprochen, die sie in den nächsten Wochen erhalten würden und ausgeben sollten. Die Experimentalgruppe bestand aus 25 Personen, die sich verpflichteten, das Geld für eine ihnen bekannte Person zu verwenden, während die Teilnehmerinne und Teilnehmer der Kontrollgruppe das Geld für sich selbst ausgeben durften. Alle Probandinnen und Probanden trafen im Anschluss Entscheidungen zu großzügigem Verhalten, bei denen sie einer (anderen) ihnen nahestehenden Person ein Geldgeschenk machen konnten, wobei die Größe dieses Geschenks und dessen Preis variierte: So konnten sie der Person fünf Franken zukommen lassen und dafür zwei Franken bezahlen oder zwanzig Franken und dafür fünfzehn bezahlen.

Sogar ein Vorsatz bewirkt neuronale Veränderungen

Während die Versuchspersonen diese Entscheidungen trafen, wurde die Aktivität in drei Gehirnarealen untersucht. Im temporo-parietalen Übergang wird prosoziales Verhalten und Großzügigkeit verarbeitet, das ventrale Striatum ist mit Glücklichsein assoziert und im orbitofrontalen Kortex wird das Für und Wider während Entscheidungen abgewogen. Vor und nach dem Experiment wurden alle 50 Personen zu ihrem Glücklichsein befragt. Abhängig davon, ob sich die Befragten zu Großzügigkeit oder Egoismus verpflichtet hatten, interagierten diese Gehirnareale anders.

Bereits ein bisschen Großzügigkeit macht glücklicher

Jene Probandinnen und Probanden, die sich vor dem Experiment zu großzügigem Verhalten verpflichtet hatten, waren bereit, höhere Kosten in Kauf zu nehmen, um jemandem etwas Gutes zu tun. Ebenso schätzten sie sich nach diesem großzügigen Verhalten, nicht aber vorher, glücklicher ein als die Kontrollgruppe, welche sich dazu verpflichtet hatte, sich selbst etwas Gutes zu tun.

„Man braucht nicht gleich aufopfernd selbstlos zu werden, um sich glücklicher zu fühlen. Ein bisschen großzügiger zu werden reicht bereits aus. Es ist bemerkenswert, dass bereits der reine Vorsatz eine neuronale Veränderung erzeugt, bevor dieser überhaupt in die Tat umgesetzt wird“, erklärte Tobler.

Soyoung Q. Park, Thorsten Kahnt, Azade Dogan, Sabrina Strang, Ernst Fehr, Philippe N. Tobler
Nature Communications. July 11, 2017. DOI: 10.1038/ncomms15964

Kerstin Huber-Eibl, Quelle: Universität Zürich